Gemeinsam singen – Jung und alt

Auf dem Weg zu den Kanonchören

Man muss das Rad nicht neu erfinden, wenn mal der Tank leer ist und das Fahrzeug vorübergehend stehenbleibt.

Wenn ein Chor nach über 150 Jahren, tausend Konzerten und Veranstaltungen keine jungen Leute mehr in die eigenen Reihen bekommt, dann geht die Welt nicht unter, und schon gar nicht der Verein.

Man muss auch nicht gleich einen Kinder- oder Jugendchor gründen, wenn einem Verein die Jugend fehlt. Sie wissen doch, oft sieht man vor lauter Wald die Bäume nicht. Dabei gibt es so viele von ihnen.

Im Sport ist es schon immer die beste Werbung für Vaters Hobby, wenn der Papa mit seinem Sohn auf den Bolzplatz geht. Machen statt reden!

Also lasst uns beginnen! Was halten Sie davon?

  • Einmal im Monat dürfen Kinder und Jugendliche mit in die Chorprobe der „Großen“ – der Eltern und/oder Großeltern.
  • Die beginnt an diesem Tag etwas früher und dauert auch nur eine Stunde.
  • Gesungen werden natürlich Kanons, die beiden Spaß machen – den Großen und Kleinen, Alten und Jungen. Es gibt so viele wunderbare, musikalisch und textlich originelle, gut klingende Kanons.

Alle drei Punkte sind ohne größere Organisation machbar. Auch die folgenden Punkte werden Sie überzeugen:

  • Keine Zusatzkosten für Raum
  • Keine Zusatzkosten für zusätzliche Chorleiter/innen
  • Keine zusätzlichen (Groß)elterntaxi-Einsätze
  • Kein künstlich erzwungenes gemeinsames Singen von Alt und Jung
  • Keine Zusatzproben für Auftritte

Das Positive zum Schluss:

  • Singen ist, wird oder bleibt ein positiv besetztes Thema für zuhause
  • Die familiäre Vorbildfunktion bewirkt genau das, was der fußballbegeisterte Sohn seinem Vater verdankt
  •  

Die Chorszene in Deutschland

Sie besteht im weltlichen und geistlichen Bereich aus Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-Chören mit unterschiedlichem Leistungsanspruch und Repertoire, im Einzelnen:

  • Kirchlicher Bereich: Oratorische Chöre, Gospelchöre, Kinderchöre, gleichstimmige Jugend- und Erwachsenen-Chöre, Gottesdienstchöre der Kirchengemeinden, verschiedene Vokalensembles, Projektchöre etc.
  • Weltlicher Bereich: Gemischte Chöre, Männerchöre, Frauenchöre, Kinder- und Jugendchöre, Schulchöre, Projektchöre, traditionelle Gesangvereine, Vokalensembles, Opernchöre, Musicalchöre, Rundfunkchöre, Studiochöre, Showchöre, musik- und Chöre mit speziellem Stil wie Jazz- und Swingchöre, Rockchöre, Schlagerchöre, Madrigalchöre etc. sowie institutionelle bzw. Themenorientierte Chöre wie Werkschöre, Polizeichöre etc.

Familienchöre – Fehlanzeige

Chöre mit klar umrissenem Repertoire, in denen Eltern mit ihren Kindern, mit anderen Eltern und anderen Kindern singen, gibt es bis heute nicht. Es gibt im kirchlichen und weltlichen, vor allem schulischen und musikschulischen Bereich immer wieder veranstaltungsbezogene Versuche, Eltern und Kinder in einem Eltern-/Kind-Chor zusammenzubringen. Diese Projekte sind aber zum großen Teil von kurzer Dauer, weil Eltern ihre Kinder nicht nur aus pädagogischen Gründen „in der Musik“ oder beim Sport abgeben, sondern auch um selbst ein wenig Freizeit für sich und für die alltäglichen Bedürfnisse „freizuschaufeln“.

Fehlende Inhalte

Was dem attraktiven Erscheinungsbild eines zu gründenden Eltern-/Kind-Chores fehlt, ist der klar umrissene musikalische Inhalt. Er ist bei den genannten Versuchen stets musikalisch beliebig und thematisch am verknüpften Projekt orientiert: Kindergartenfest, Schulabschluss, Erntedankgottesdienst usw. Beliebigkeit aber schafft keine Orientierung, keine Beziehung, keine Vorstellungskraft, keine Bindung und keine Empathie für eine Sache. Die Inhalte müssen vermittelbar, erstrebenswert, machbar sein. Das Angebot muss außerdem, wenn es möglichst viele Interessenten ansprechen soll, niederschwellig und sofort umsetzbar sein. Es gibt nur eine Musikform, die das schafft: Der KANON!

Der Kanon – ideale Musikform für alle

Was ist ein Kanon? Ein Lied, das man mit einer einzigen Melodie mehrstimmig singen kann. Die Stimmen setzen in einem vorgegebenen Abstand nacheinander ein. Obwohl jede Stimme das Gleiche singt, entsteht ein mehrstimmiges Chorstück. 

Den Kanon gibt es seit rund 800 Jahren. Komponisten aller Jahrhunderte haben Kanons geschrieben (Bach, Telemann, Haydn, Mozart, Beethoven, Liszt, Brahms, Hindemith, Strawinsky usw.) Von den bekanntesten Kanons kennt man oft keine Komponisten mehr. Sie sind Volkslieder geworden wie „Bruder Jakob“, ein frz. Kinderlied aus dem 18. Jh., oder „Es tönen die Lieder“. „O wie wohl ist mir am Abend“ stammt aus dem 19. Jh., „Der Hahn ist tot“ (Le coq est mort) aus dem 20. Jh.

Auch heute gibt es viele Komponisten, die originelle, kunstvolle und witzige Kanons schreiben, allen voran Uli Führe aus Freiburg. Seine Jazz- und Swingkanons und seine Mundartkanons erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit wie die Kanons von Wolfgang Hering, Joachim Johow, Frederik Vahle, Helmut Maschke, Oliver Gies, Bertrand Gröger, Lorenz Maierhofer u.a. – es gibt zigtausende Kanons, keiner hat sie je gezählt.

Soziales Miteinander – musikalisches Miteinander

Schon Kitakinder wecken „Bruder Jakob“ mit Stimme und Körperinstrumenten. Und Mozarts Kanon „Dona nobis pacem“ vereint die ganze Welt.  Inhalte und Schwierigkeitsgrade unterschiedlichster Kanon-Kompositionen decken die gesamte Vokalpalette ab. Ein Kanon steht für Mehrstimmigkeit und gleichzeitig für elementare Chorarbeit, für soziales Miteinander und gegenseitige Achtsamkeit. Aus einem anfänglichen „Gegeneinander“ der Kanonstimmen wird am Ende stets ein Miteinander.

Erfahrungen aus dem Kanonwettbewerb 2022

Der Kanon erwies sich als Motivations- und Begeisterungsquelle ersten Ranges, egal ob Grundschulchor, Gymnasialchöre, Männerchor, brasilianischer Erwachsenenchor oder ganz normaler Gesangverein.

Alle Eltern, die vom Veranstalter des Kanonwettbewerbs befragt wurden, würden sofort mit ihren Kindern in einem gemischten Erwachsenen-/Kinderchor zusammen singen, wenn es so etwas gäbe.

  • Kanonchöre haben ein klar umrissenes Repertoire
  • Kanonchöre bieten in diesem Repertoire Musik für jeden Geschmack
  • Kanonchöre sind kein hierarchisch funktionierendes Ensemble
  • Kanonchöre präsentieren sich nicht statisch
  • Kanonchöre schaffen so die dringend nötige Verbindung zwischen

Singen und Bewegen

  • Kanonchöre fördern mit gemeinsam erfundenen Choreografien

die Kreativität der Gruppe

  • Kanonchöre geben Kindern und Eltern die Chance, zusammen etwas

auf die Bühne zu bringen

  • Kanonchöre unterstützen das soziale Miteinander der

Eltern und Kinder

  • Kanonchöre werden zum musikalischen Aushängeschild

von Kitas und Schulen

  • Kanonchöre werben als Kirchen- oder Vereinsabteilungen

für das Chorsingen

  • Kanonchöre stellen möglicherweise schon den dringend gesuchten

Nachwuchs dar

  • Kanonchöre sind ein attraktives, niederschwelliges Angebot

Eltern und Kinder haben – jeder für sich – ihre eigene Musik. Was ihnen fehlt und ihnen Spaß und Motivation für gemeinsame Auftritte machen würde, sind pfiffige Stücke mit einer gemeinsamen Melodie, die beim Singen zum mehrstimmigen Chor werden. Der Liederkranz Eintracht Serach-Hohenkreuz 1872 e.V. ist auf Grund seiner Altersstruktur kein Leistungschor mehr. Umso mehr fühlt er sich kulturell und sozial für die Belange des chorischen Singens verantwortlich.

ZURÜCK